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Welpenschutz Gibt es unter Hunden einen Welpenschutz?

Da tapst das kleine Fellknäuel durchs Gras. Sein Interesse gilt den anderen Vierbeinern auf der Wiese. Kein Problem, oder? Die Kleinen genießen ja Welpenschutz?

Stand: 09.04.2024

Drei Welpen auch dem Arm | Bild: mauritius images  Cavan Images

Jedem Hundebesitzer ist der Satz mit dem Welpenschutz schon begegnet. Aber was ist dran an der Theorie, dass erwachsene Hunde eine natürliche, automatische Bremse eingebaut haben, sodass sie zu Welpen nie böse sind?

Welpenschutz gibt nur im eigenen Rudel

Die inzwischen verstorbenen Verhaltensforscher Eberhard Trumler und Erik Zimen sind in ihrer Einschätzung sehr klar. Im eigenen Rudel gilt für Welpen bis maximal zum dritten Monat eine gewisse Narrenfreiheit. Aber auch die ist nicht unbegrenzt. Wer zu sehr nervt, wird auch in diesem Alter schon gemaßregelt, wahrscheinlich noch etwas zurückhaltend. Meistens ist die Zurückhaltung schon nach acht Wochen vorbei, dann beginnt die Erziehung und die ist eher autoritär. Dieses Verhalten gilt, wie gesagt, für das eigene Rudel.

Martin Rütter: Welpen stehen nicht unter Schutz

Fremde Hunde sehen sich zu keinerlei Zurückhaltung verpflichtet. Es gibt Hunde, die sind gechillt und andere, die sind Welpenhasser. Ähnlich wie bei uns Menschen. Da gibt es solche, die Kinderfans sind und andere, die Kindern eher mit distanzierter Skepsis begegnen. Und der bekannte Hundetrainer Martin Rütter schreibt: "Es ist aber gerade bei einer erwachsenen Hündin durchaus biologisch begründbar (und eben keine Verhaltensstörung), wenn sie einen fremden Welpen verletzt oder sogar tötet - schließlich ist er Konkurrent des eigenen (potenziellen) Nachwuchses."

Insofern können Fellknäuel bei fremden, erwachsenen Hunden durchaus unerwünscht sein und die Reaktion kann dementsprechend heftig ausfallen. Und das bedeutet keineswegs, dass der fremde Hund verhaltensgestört ist. Dazu kommt, dass Welpen oft noch kein Unterwürfigkeitsverhalten gelernt haben und den Angreifer nicht beschwichtigen können. Im schlimmsten Fall wird die Situation lebensbedrohlich für den Nachwuchs.

Immer fragen, immer vergewissern, immer wachsam

Deshalb sollten Welpenbesitzer bei Hundebegegnungen vor dem Kontakt immer fragen, ob Welpen vom erwachsenen Hund akzeptiert werden oder nicht. Und auch dann sollte man das Verhalten der Hunde beobachten und immer bereit sein, einzugreifen. Strittig ist die Frage, ob man seinen Welpen auf den Arm nehmen sollte. Eine Meinung ist, dass man dem Welpen dadurch signalisiert, dass andere Hunde gefährlich sind und ihm so eine Angst anerzieht. Eine andere Meinung lautet, man soll Hunde im Welpenalter vor schlechten Erfahrungen bewahren, die schlimmstenfalls ein Trauma auslösen können. Schlechte Erfahrungen könnten außerdem das Verhältnis zum Menschen stören. Denn der Welpe erwartet, dass der Mensch als Rudelführer ihn beschützt.

Welpen brauchen Erziehung durch Artgenossen

Den Kontakt mit erwachsenen Hunden komplett zu meiden ist auf jeden Fall der falsche Weg. Nur von ihnen kann das Hundejunge die Hundesprache lernen und kommt später gut mit Artgenossen zurecht. Am sichersten ist es, sich eine Hundeschule zu suchen, die welpenerfahrene und welpengeneigte Hunde mit dem Nachwuchs zusammenbringen. Genauso wichtig ist der Kontakt mit anderen Welpen und Junghunden. Da haben alle Spaß, können sich ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Also auf in die Welpenstunde.

Hand aufs Herz: Wer lässt seinen Vierbeider mit im Bett schlafen? Pro und contra finden Sie in diesem Artikel.

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